5-Tage-Gruppe

Die 5-Tage-Gruppe ist darauf ausgerichtet, den Familien und dem Kind eine besondere Form der Betreuung anzubieten. Die Aufenthaltszeit der Kinder in der 5-Tage-Gruppe ist von Sonntag bis Freitag, so dass gewährleistet ist, dass das Kind an jedem Wochenende ein erlebter Bestandteil der Familie bleibt.

Sowohl Mädchen als auch Jungen im Alter zwischen 7 und 18 Jahren, haben einen eigenen Wohntrakt mit dazugehörigen Badezimmern. Ein Büro und eine großzügige Wohnküche, sind auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet.

Die 5-Tage-Gruppe ist angedacht für:

  • Familien (bzw. Sorgeberechtigte), die in einer Entfernung von bis zu 100 km von der Einrichtung leben, und sicherstellen können, dass ihr Kind diese Distanz wöchentlich bewältigen kann. Die Ferien werden zu Hause verbracht.
  • Familien, welche davon überzeugt sind, dass diese Konzeption für das Erreichen ihrer Ziele für das Wohl des Kindes die ausdrücklich richtige Wahl ist.
  • Familien, deren Wunsch eine praktische und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Einrichtung ist.
  • Familien, deren Ziel ist, dass das Kind im Anschluss an den Aufenthalt in der Lebensgemeinschaft Nordland gGmbH wieder zu Hause aufzunehmen.
  • Kinder, die neue Lösungen brauchen, den Anforderungen der Schule gerecht zu werden.
  • Kinder, denen es schwer fällt, ein nein zu akzeptieren.
  • Kinder, denen Anregungen fehlen, und ihre Zeit mit PC und TV verbringen.
  • Kinder, die eine Auszeit brauchen, um traumatische Situationen zu verarbeiten.
  • Kinder, die Unterstützung dafür benötigen, mit anderen Menschen nicht in Streit zu geraten.
  • Kinder, denen es an Lebensmut mangelt, die sich in sich zurückgezogen haben.
  • Kinder, die glauben, für alles die Schuld zu haben.
  • Kinder, die sich selber nicht mögen.

Das Team der 5-Tage-Gruppe besteht aus drei Vollzeitmitarbeiter/Innen, welche über Tag und Nacht für die Kinder da sind. Diese Mitarbeiterinnen sind sowohl Erzieherinnen, als auch Familientherapeuten. Ab mittags (13.00 Uhr) sind jeweils zwei Fachkräfte anwesend, um die Kinder bei der Bewältigung ihrer schulischen Anforderungen zu unterstützen.

Darüber hinaus stehen zwei weitere systemische Familientherapeuten bereit, um die Kontakte mit den jeweiligen Familien zu gewährleisten. Diese Kontakte finden sowohl in der Einrichtung, als auch im Elternhaus des Kindes statt. In der Hilfeplanung werden die Intervalle der Besuche, der Fachkräfte in der Familie oder deren Besuch in der Einrichtung, festgelegt und orientieren sich am Bedürfnis des Familiensystems. Telefonisch finden wöchentliche Kontakte statt, Besuche in der Regel Quartalsweise. Als Sonderleistung bieten wir an, diese Intervalle bis zu wöchentlich abzuhalten, um den Prozess der Rückführung der Kinder zu beschleunigen.

Um zu gewährleisten, dass die aufgenommenen Kinder bestmöglich gefördert werden, sind wöchentliche Konferenzen und monatliche Supervisionen mit einer Kinder – und Jugend Psychotherapeutin integrierter Bestandteil. Zunächst werden gemeinsam mit dem Familiensystem biographische Stationen und die Rolle des Kindes im Familiensystem analysiert.

Aufgrund unser Annahme, dass die Kinder einen Mangel an Erfolgserlebnissen haben und in der Regel mit einem negativen Bild von sich selber ausgestattet sind, besteht unsere Aufgabe wesentlich im (be-) fördern des Kindes. In der Arbeit mit der Familie werden begünstigende und hindernde Lebensumstände untersucht, um den Prozess der Selbstheilung durch Unterstützung auch in der Familie zu fördern. Hierfür beziehen wir auch Großeltern, Verwandte und ggf. Nachbarn ein, wenn deren Unterstützung zum Wohle des Systems wirken kann.

Da dem schulischen Erfolg erhebliche Bedeutung zu kommt, werden in Absprache mit den Eltern Vorschläge erarbeitet, die dem Kind einen (neuen) Start ermöglichen; ggf. kann zunächst (als Sonderleistung) eine Integrationsbeschulung der Einrichtung vorgeschaltet werden.

In dieser Beschulung der Einrichtung wird vor allem das Lern – und Sozialverhalten des Kindes trainiert, um dem späteren Erfolg in der Regelschule zu ermöglichen. Hierfür werden nur in Ausnahmefällen mehr als 3 Monate benötigt.

Im Anschluss wird mit der regulären Schule (an der das Kind angemeldet ist) eine Integration in die bestehende Klasse geplant. Unsere guten Kontakte zu den Schulen ermöglichen eine Auswahl an verschiedenen Unterstützungen des Kindes und auch der Schule.

Innerhalb der 5-Tage-Gruppe erhält das Kind sowohl individuelle Förderung durch das Fachpersonal, als vor allem Gemeinschaftstraining. Dem Zielkonflikt zwischen Selbstbestimmung und (spontaner) Bedürfnisbefriedigung des Kindes auf der einen Seite und dem Wunsch der Eltern und Institution (Schule, Vereine) nach Anpassung des Verhaltens des Kindes an Normen und Werte andererseits, widmen wir besonderer Aufmerksamkeit.

In täglichen Gruppenrunden werden gemeinsam mit den Kindern demokratische Regeln diskutiert und abgestimmt. Das Ziel ist hierbei, Wünsche der Kinder zu besprechen, um eine Benachteiligung der anderen zu vermeiden. Häufig werden hier von den Kindern Entscheidungen getroffen, welche später weiter entwickelt oder verändert werden, da sie die Konsequenzen ihrer Entscheidungen erfahren können. Dies führt zu erstaunlichen Lösungen der Kinder bei Konfliktlösungen.

Die Bereitschaft des einzelnen Kindes, Kompromisse zu finden, steigt durch diese Erfahrungen erheblich und fördert deren Selbstwertgefühl einerseits und die Fähigkeit sich in den Gegenüber hineinzuversetzen, andererseits. Konflikte werden so nicht vermieden, sondern in konstruktiver Weise aufgenommen und gelöst. Beeindruckend ist hier die Ausdauer der Kinder bei der Suche nach Lösungen.

Hier werden Themen wie: Sexualität, Selbstbestimmungsrecht, Wahrung der Grenzen anderer Menschen, Gruppenregeln, usw. besprochen und abgestimmt.

Die Möglichkeiten, dem Familiensystem und dem Kind zu helfen, steigt mit der Aktivität und der Bereitschaft der Eltern, diese Hilfemaßnahme zu unterstützen. So sind z.B. regelmäßige Besuche der Eltern im Alltag der 5-Tages-Gruppe willkommen. Hier kann das Erziehungsverhalten der Eltern und das Verhalten des Kindes gezielt und individuell begleitet und angeleitet werden.

Um Kindern Erfolg zu vermitteln und ihnen Mut zur Veränderung ihres Verhaltens zu kommen zu lassen, wird der Alltag klar strukturiert.

  • Rituale und rhythmische Wiederholungen (z.B. Bettgehzeiten, Gruppenrunden, gemeinsame Mahlzeiten, usw.) unterstützen die Kinder und vermitteln ihnen Vertrautheit und Sicherheit.
  • Beim zu Bett gehen bekommt jedes Kind eine Extrazeit eines Pädagogen für sich allein, um hier den Tag zu reflektieren oder um Beistand bei Heimweh zu bekommen.
  • Individuelle positive Verstärkersysteme (Tokensysteme) zur Unterstützung der persönlichen Zielerreichung, mit kindgerecht anschaulicher Dokumentation.
  • Individuell zugeschnittene Monatsprojekte, um die persönliche Sozialkompetenz zu erweitern und zu befördern.
  • Werte – und Normvermittlung durch die Vorbildrolle des Fachpersonals.
  • Wir unterstützen und fördern Freizeitaktivitäten im Sozialraum, durch die neben dem Lernen von Ausdauer und Leistungsbereitschaft auch eine soziale Verankerung entsteht.
  • Monatlich stattfindender gruppenübergreifender Qualitätszirkel mit Kindern und Jugendlichen aus allen stationären Wohngruppen, um fortlaufend Einrichtungs- bzw. Gruppenstandards gemeinsam zu modifizieren.
  • 2-wöchige Projektzeit in den Sommerferien, möglichst mit den Eltern gemeinsam
    Tägliche Hausaufgaben – und Lernzeit, unter Anleitung des Fachpersonals.
  • Vierteljährlich gruppenübergreifendes „Elterntreffen“ (Siehe Konzept der Lebensgemeinschaft Nordland)
  • Sexualpädagogische Angebote zu Themen wie, Verhütung, Grenzen setzen-Grenzen verletzen, Übertragbare Krankheiten, etc.
  • Wahl eines Gruppensprechers, der sich in regelmäßigen Terminen mit der Einrichtungsleitung trifft.
  • Beteiligung an der Alltagsbewältigung, durch verankerte Küchen- und Tischdienste, anteilige Grundstückspflege, dem Alter entsprechende Einkäufe und Pflege der eigenen Wäsche.
  • Abendliche Gruppenrunde zur Tagesreflexion mit folgenden Inhalten: – Tagesbilanz des Monatsprojektes und der persönlichen Zielsetzung – aus der Hilfeplanung – Eigene Gefühle erkennen und benennen – Lösungen suchen für Streitigkeiten und Probleme untereinander.

Unsere tägliche pädagogische Arbeit besteht aus:

  • Kreative Lösungen finden für Konflikte im Alltag
  • Ressourcenaktivierung und kontinuierliche Ressourcenerweiterung
  • Training der Impulskontrolle
    Erhöhung der Frustrationstoleranz
  • Gemeinsames Ergründen der eigenen Verhaltensweisen / Reaktionen und das Sammeln und Ausprobieren von Handlungsalternativen
  • Kreativitäts – und Talentförderung
  • Entwicklung einer positiven Lebenseinstellung
  • Beförderung der individuellen Persönlichkeit, durch die Förderung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.
  • Aufbauen von Emotionsregulation
  • Partizipation, durch Mitsprache und Mitbestimmung
  • Rückzugsmöglichkeiten und Abgrenzung aufzeigen und erweitern
  • Individuelle Zuwendung mit Einzelgesprächen
  • Wir verstehen unter Beteiligung, das Einbeziehen der Kinder und Jugendlichen in Entscheidungsprozesse, die ihren Lebensalltag beeinflussen.

Wir bieten unterschiedlichste Möglichkeiten zur Beteiligung/Partizipation an:

  • Wöchentliche Gruppenabende, in denen Abläufe und Vorhaben diskutiert und abgestimmt werden, Hausregeln besprochen und modifiziert werden, Freizeitaktivitäten besprochen werden, Speisepläne und Einkauflisten abgestimmt werden.
  • 5-wöchentliche Gruppensprechertreffen, in denen, die gewählten Gruppensprecher jeder Gruppe, sich zusammen mit der Einrichtungsleitung über aktuelle Bedürfnisse, Schwierigkeiten und Wünsche der einzelnen Gruppen austauschen, beraten und nach Lösungen suchen.
  • 3- 6 monatige Hilfeplanungen, in denen die Kinder und Jugendlichen an der (im Vorfeld) Erstellung des Entwicklungsberichtes altersgerecht beteiligt und informiert werden. Vorherige Zielsetzungen werden gemeinsam reflektiert und bewertet, sowie die neue Ausrichtung für die aktuelle Hilfeplanung formuliert.
  • ie Kinder und Jugendlichen sind aktiv im Hilfeplangespräch beteiligt und erhalten im Anschluss eine eigene Ausfertigung ihres Hilfeplanes. Die aktuellen Ziele und Handlungsschritte finden sich, zur Motivation und Unterstützung, in den Monatsprojekten und Tokensystemen wieder.
  • 4-wöchentlicher Qualitätszirkel „Wir machen mit!“ mit Kindern und Jugendlichen, in dem (in Anlehnung der „Open Space“- Methode) die Kinder und Jugendlichen gruppenübergreifend zu den verschiedensten Themen ihres Lebensalltags ihre Meinung äußern können.

Der § 8a des SGB VIII wird innerhalb der Einrichtung aktiv umgesetzt.

Umfangreiche Weiterbildungen (Kurzberatung zur Risikoeinschätzung / Aufträge und Auflagen im Grau – und Gefährdungsbereich), als auch einrichtungsinterne Schulungen (zur Umsetzung des § 8a, etc.), Dienstanweisungen und der vorgegebene Ablaufplan bei Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung (Siehe Anhang), geben den Mitarbeitern eine klare Handlungsorientierung, um einen größtmöglichen Schutz, der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten.

Ein wesentlicher Bestandteil der Lebensgemeinschaft Nordland ist der einrichtungsinterne Beschwerderat. Ein Info-Flyer, der in jeder Gruppe aushängt und jeder neuer Bewohner ausgehändigt bekommt, informiert über die Funktion und Kontaktaufnahmemöglichkeit.

Der Beschwerderat bietet zwei unterschiedliche Ansprechpartner, an die in unterschiedlicher Form eine Beschwerde übermittelt werden kann. Eine Erstrückmeldung innerhalb von 2 Tagen wird gewährleistet. Im weiteren Verlauf des Beschwerdemanagements erfolgen gemeinsame (Auf-) Klärungsgespräche, die in einem Aufarbeitungsprozess und einem abschließendem Ergebnis münden, unter Einbeziehung der Einrichtungsleitung.

Das erweiterte Führungszeugnis ist Einstellungsvoraussetzung für neue Mitarbeiter, sowie wiederkehrender Pflichtteil für das bestehende Personal (alle 5 Jahre).

Ziel dieser Maßnahme ist die erfolgreiche Rückführung des Kindes in das Familiensystem.

Das Ziel ist erreicht, wenn die Verhaltensweisen des Kindes den Anforderungen in der Familie und in der Schule entsprechen und zu erwarten ist, dass die Entwicklung des Kindes ausreichend stabilisiert ist.

Wenn die Eltern ihr Ziel, wieder gemeinsam mit dem Kind den Stürmen des Lebens zu trotzen, erreicht haben.

Wenn das Familiensystem über ausreichende Verhaltensalternativen im Konfliktfall verfügt und erfolgreiche Veränderungen vorgenommen hat.

Das Ziel ist erreicht, wenn das Jugendamt einer Rückführung zustimmt.